8.9. Japanische Handwerkskunst

Mit unglaublichen 100 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit rasen wir über die Autobahn. Die Autobahn throhnt auf Stelzen über der Landschaft, über den Stadtkonglomeraten ist sie eingehaust in gläsernen Lärmschutzwänden. Die Zu- und Abfahrten schlängeln sich als phantasievolle Brückenkonstruktionen zur Autobahn hin.

 

 

In Nagoya geht es hoch über den Hafen. Die Köhlbrandbrücke ist ein Witz dagegen.

 

 

Heute steht auf dem Programm japaniches Kunsthandwerk. Zufällig habe ich im Reisefüher den Hinweis auf den Arimatsu gefunden, einen Vorort von Nagoya. Das ist eine Hochburg des Shibori-Handwerks, die japanische Batikfärbetechnik.

 

 

Wir besuchen das Museum, sehen nochmal ein ausführliches Video und zwei Frauen demonstrieren live verschiedene Techniken des Shibori-Handwerks.

 

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In der angrenzenden Straße stehen noch viele Holzhäuser aus der Edo-Zeit mit einigen Shops, die Textilwaren in Shibori-Technik anbieten. Auch Boutiquen mit Kleidern in modernem Stil.

Anschließend wollen wir nach Seto, einer Töpfer-Stadt.
Aber vorher erkunden wir noch die Besonderheiten eines japanischen Baumarkts. Vor allem entdecken wir auch die Sicherheitsschuhvariante der japanischen Zehensocken, die sind bei Bauarbeitern sehr beliebt.

 

 

Von Japanspachteln oder japanischen Sägen hat der deutsche Heimwerker ja auch schon gehört. Tatsächlich ist alles voll mit Holz-Bearbeitungswerkzeugen, Spachtel über Spachtel, Sägen, Stechbeitel und alle möglichen Utensilien, z.B. um Holz bis in die feinsten Ecken zu schleifen.

 

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Da geht das Herz des Selbermachers auf. Es zeigt sich auch wieder, dass von einer Kultur höchstens 10% in anderen Länder übernommen wird. Schade, dass wir aus Platzgründen nichts mitnehmen können, billig sind die Werkzeuge allerdings auch nicht.

In Setu dauert es etwas, bis wir uns orientiert haben, aber dann finden wir eine Töpferwerkstatt mit Ausstellung, die sich auf blau-weißes Porzellan spezialisiert hat, sie verwenden die gleiche Technik wie in Meissen oder Delft.

 

 

Und eine Werkstatt, die sich auf Keramik und Glasherstellung spezialisiert hat und eine wirklich interessante Ausstellung mit echt abgefahrenen Glasobjekten zeigt.

 

 

Dann fahren wir über die mautpflichtige Autobahn Richtung Süden an den Pazifik. Die Autobahnen sind hier echt teuer, obwohl man auch hier mit höchsten 100 oder 120 km/h fahren kann. 40 Cent pro Kilometer kosten sie im Schnitt.

Zwischen Rastplatz und Meer verläuft dann leider doch die Schnellstraße, auf der sich der Stau entlangschiebt. Wir gehen vor dem Dunkelwerden noch mal kurz an den Strand.

 

 

Der Wind und das Wellenrauschen blenden alle Straßengeräusche aus.

 

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Auf dem Rastplatz blenden die ohrenbetäubenden und gehörschädigenden Zikaden alle Verkehrsgeräusche aus. Aber es ist Wochenende, die Japaner frönen ihrer Ralleyleidenschaft. Kolonnen von Pseudo-Ralleyautos mit Spoilern und aufgebohrte Motorräder fahren im Korso über den Platz.

 

 

Auf dem Motorradstellplatz ist der Treffpunkt. Mann und Frau bewundern gegenseitig die Maschinen. Wir sitzen in lauer Sommerluft bei zeitweiligem Vollmond hinter unserer Heckklappe und lesen.

 

Kameyama – Hamamatsu: 192 km

 

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Sven Blana

    Liebe Sabine, lieber Martin,
    es ist jeden Tag wieder eine kleine Überraschung, was ihr in Japan erlebt. Am besten haben mir bis jetzt eure Bilder vom Friedhof gefallen, aber auch viele der anderen Bilder sind sehr schön und vermitteln ein Bisschen Fernweh. Ich stelle mir vor, dass am Schwierigsten der alltägliche Umgang mit der Sprache und den Schriftzeichen ist.
    Liebe Grüße an euch und fühlt euch gedrückt (vor allem Martin 😉
    Sven

  2. Jobst

    Hey ihr beiden!
    Immer wieder sehr klasse, eure Berichte vorzufinden.
    Ich bin den Arbeiten von Theo Jansen in einem facebook Beitrag vor einiger Zeit bereits begegnet. Wirklich schwerst beeindruckend und berührend diese großen kybernetischen “Tiere” sich am Strand bewegen zu sehen!
    Gute Reise weiterhin!

  3. Agnes Wulf

    Halli hallöchen,
    ich könnte auch eure Berichte ausdrucken und bastel mir mein eigenes Buch. das ist aber nicht so schön.
    Liebe Grüße von Agi

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