16.06. – Sonne an Deck

Solche langsamen Annäherungen an ein Land sind doch immer toll. Auf dem Schiff muss man sich um nichts kümmern und kann sich entspannt auf das neue Land vorbereiten.

Das Wetter ist sonnig, Die See ganz ruhig. Man merkt kaum, das man fährt. Nur ein leichtes vibrieren, das mit dem sanften Seegang schwankt.

In der Ferne zieht ein großer Off-Shore Windpark vorbei. Wir passieren an linker Hand die schwedische Südspitze und rechts Bornholm. Später am Nachmittag Öland. Einige Segelboote kreuzen unseren Weg und uns begleiten immer mal wieder Frachtschiffe auf unserer route to helsinki, wie auf einer kleinen Perlenkette bewegen wir uns nach Osten.

An Bord gilt finnish time, eine Stunde später als bei uns. Deshalb sind wir in Wirklichkeit Nachts erst um kurz vor 4 losgefahren. Ab halb 10 gibt es dann ein langes Brunchfrühstück, wir schlafen bis kurz vorher. In der dunklen Innenkabine hat man ja auch gar kein Gefühl für die Uhrzeit.

Das Essenspaket, das wir vorher gebucht haben, war nicht ganz billig. Aber essen muß man ja was. Und selber kochen werden wir noch lange genug.

Dafür schenken wir uns die W-Lan Verbindung an Bord. Die Mobil-Verbindung auf See geht nur über Satellit und ist auch teuer. Etwas digital detox ist auch nicht verkehrt.

Stattdessen sitzen wir auf dem Aussendeck bei Sonnenschein und annehmbaren Temperaturen. Das brummig-leise Motorengeräusch und der rhythmisch-pulsierende leichte Seegang entspannt uns komplett. Einfach herrlich.

Wir lesen Reiseführer und planen schon mal unseren Helsinki-Besuch und den Anfang unserer Finnland-Tour.

Es ist nicht so einfach. Einerseits wollen wir natürlich die Süd- und Westküste mit ihrer Schären- und Inselwelt erfahren, aber auch die Seenplatte im Inland muss erkundet werden. Das südliche Finnland ist breit, wir müssen wohl Prioritäten setzen. Und wir müssen uns unbedingt auf die Spuren des großen finnischen Designers Alvar Aalto begeben.

Die Planungskarte hat schon viele gelbe Markierungen.

Über das Reiseführerstudium und die Kartenbetrachtungen lerne ich gleich schon meine ersten finnischen Worte: Katu = Straße, Kaupunki = Stadt, Saari = Insel, Vanhakaupunki = Altstadt, ergo bedeutet vanha = alt. 

Dann muss ich nur noch so wichtige Worte wie, „Guten Tag, bitte, danke, Entschuldigung und prost“ raussuchen. Und eins, zwei, drei = yksi, kaksi, kolme.

Am Getränkezapfer steht: Vesi und Sodavesi – das ist auch ziemlich eindeutig.

Nach dem großen Dinnerbuffet (es gab Fisch und Meeresfrüchte in vielen Variationen und superleckeres Erdbeereis) sitzen wir um halb zehn mit einem Bier wieder an Oberdeck. Die Sonne steht noch 10 cm über dem Horizont, von Sonnenuntergang keine Spur. Und das Meer ist fast spiegelglatt. Mittelmeer kannst Du mir eigentlich echt schenken.

Um 22:45 geht die Sonne unter, um 23:30 Uhr ist es noch nicht merklich dunkler geworden und wir haben endlich den Platz in der ersten Reihe im Fenstereck mit Panoramablick aufs Meer. Weiße Nächte könnte man sagen. Immer noch ein roter Streifen über dem Horizont.

Travemünde – Helsinki: 1130 km