13.10 – Senda del Oso

Wir verlassen schon um kurz nach acht unsere Pension. Wir werden unseren Schlüssel bei der Putzfrau los. Hell ist es noch nicht. Sonnenaufgang um 8:30 Uhr.

Dann müssen wir uns erst mal ein Frühstück suchen. Tatsächlich gibt es in diesem kleinen unscheinbaren Ort ein Café, das schon um acht Uhr geöffnet hat. Und tatsächlich eine vierseitige Teekarte mit grünem Biotee hat, plus eine extra freundliche Bedienung und dazu noch Croissants. Das vermutet man hier ja gar nicht hier gar nicht, ensationell.  

Dann fahren wir noch knapp 8 km das Tal hoch bis zum Start des Senda del Oso, dem Bärenweg. Auf der Trasse einer ehemaligen Kohlebergwerkbahn verläuft jetzt ein Fahrradweg. 20 km lang hoch in die asturischen Berge, immer mit einer Steigung, die genehm ist für Eisenbahnen (und auch für Fahrradfahrer). 

Am Parkplatz stehen einige Wohnmobile. Aha, hier haben sie also übernachtet. Einige sind schon am dabei, ihre Fahrräder vorzubereiten. Ein Fahrradverleih eröffnet gerade seine Tore.

Wir kommen auf unserem Weg bald an einem Bärengehege vorbei, dem Namensgeber des Weges. Hier leben Bären, die als Junge mal gefangen wurden.

Alles ist hochsicherheitstraktartig abgesichert.Tatsächlich sehen wir einen Bären in seinem Gehege liegen. Überraschender Weise ist sein Fell nicht dunkelbraun, sondern eher hell-beige-braun. Er sieht knuffig aus, aber ist doch ganz schön groß.

Das Wetter ist im Umschwung. Bedeckt, was ja zum Fahrradfahren nicht so schlecht ist, die warme Luft fällt allerdings von den Bergen runter. Föhn. Es gibt gewisse Regenwahrscheinlichkeiten. 

Wir fahren auf der sehr schönen Strecke mit schönen Ausblicken immer kontinuierlich weiter bergauf. Teilweise ist der Weg ruppig und steinig und hat doch etliche Schlaglöcher. Er führt zuerst am Fluss Trubia entlang. 

Wir fahren zuerst allein auf der Strecke. Dann teilt sich die Strecke, wir fahren den längeren Abzweig am Fluss Teverga hoch, das ist auch die Hauptroute.

Malerisch geht es durch enge Schluchten mit steilen Abhängen, aber immer mit moderaten Steigungen. 

Die Strecke ist sehr beliebt. Immer mehr Radfahrer kommen uns entgegen. Es sind meist Leihräder. Die bevorzugte Route geht Berg runter.  Oben leiht man die Räder aus und unten steht ein Shuttle und bringt Menschen und Räder wieder auf den Berg.

Kinderräder, Anhänger für Kinder und Hunde, alles ist möglich auszuleihen. 

Nach 20 km kommen wir oben an und machen eine Pause. Dann geht es wieder runter. Jetzt sind es nur meine armen Bremsen, die sich anstrengen müssen. 

Um 13:30 Uhr und nach 41km sind wir wieder unten. Eine nette Fahrradtour, trotz des nicht erwarteten Andrangs.

Tja und auf Grund des kommenden Wetterumschwungs müssen wir unsere Pläne überdenken. Es macht überhaupt keinen Sinn, Mitte Oktober bei angekündigter Tiefdruckwetterlage mit Gewalt immer weiter nach Westen zu fahren, nur um die spanische Atlantikküste bis zum Ende abgefahren zu haben. 

Wir werden also nicht bis nach Galizien kommen! 

Wir fahren also nicht zurück zur Küste und biegen ab nach Süden. Irgendwie Richtung Mittelmeer vielleicht, eventuelle dem Lauf des Ebro folgen, ganz ist uns das noch nicht klar. 

Das Problem ist: die Campingplätze hier im Inland sind dünn gesät. Der erste bei Leon gefällt uns zum Beispiel überhaupt nicht. 

Wir fahren durch halbverlassene Gewerbegebiete und an ganzen Neubausiedlungen vorbei, die Opfer der spanischen Immobilienkrise sind fast fertig gebaute Häuser ohne Fenster mit vom grün wieder überwucherten Straßen. die Ruinen müssen auch schon 10 Jahre alt sein. Der Campingplatz in der Nähe strömt den gleichen Charme aus, hier können wir nicht bleiben. Also 90 km weiter, bis zur nächsten Möglichkeit.

Die Gegend hier ist flach und eintönig, abgeerntete Getreidefelder. Hochebene, die Meseta. Um die 800m ist es hier hoch. Regen. Schade, der Platz im Pilgerstädtchen am Camino (Jakobsweg) hat jahreszeitbedingt leider schon geschlossen. Weiter nach Aguilar del Campoo an einem Stausee, nochmal 80km. 

Hier gefällt uns es ganz gut, wir haben auch nicht mehr viel andere Chancen, es ist schon 18 Uhr. Die Stimmung steigt wieder und wir bauen im Rekordtempo unser Vorzelt in einer Regenlücke auf. 

Tag: 30

Trubia – Aguilar del Campoo 313 km

Kilometer gesamt: 4.476 km

Camping Monte Royal