08.07. – Oulu

Heute ist wieder ein schöner Tag. Nach dem aufräumen und abbauen, wir brauchen dazu ungefähr eine halbe Stunde, fahren wir noch an das südliche Ende des Dünen und Strandgebietes.

Hier an der Spitze eines kleinen Landvorsprungs ist ein Sportboothafen, einige Ferienhäuser und ein großes Baugebiet für weitere Hotels und Feriendomizile, schon bei der Fahrt zur Landspitze ist der ganze Wald voller Ferienhäuser. Ein richtiges großes Ferienresort. 

Wir fahren nach Kalajoki in der Annahme, das dort auch das große Ferien-Halligalli stattfindet. Aber so ist es nicht, ein verschlafener Ort am Fluß, der seine Vergangenheit als Umschlaghafen für Holzteer lange hinter sich gelassen hat.

Teer war im 19. Jahrhundert ein begehrtes Gut. Holzschiffe wurden damit abgedichtet, kalfatert. Gewonnen wurde dieser Teer als Nebenprodukt bei der Holzkohleherstellung. Vor allem in den karelischen Wäldern wurde Holzteer erzeugt.  

Und dann über die Häfen am bottnischen Meerbusen nach Schweden verschifft. Die Häfen sind dadurch reich geworden. Aber nachdem immer mehr Stahlschiffe gebaut wurden, brach der Holzteermarkt Anfang des 20. Jahrhunderts zusammen. 

Raahe, die nächste kleine Stadt, hat einen interessanten Platz, der mit Holzhäusern umgeben ist, und ein nettes Cafe.

Danach fahren wir in der Nähe bei einer Skulpturen-Ausstellung vorbei.

Unser heutiges Ziel ist Oulu, die nördlichste Großstadt der EU. Über 200.000 Einwohner, fast ganz oben an der Bottenwiek gelegen, wie der Meeresteil nördlich der Kvarken-Inseln eigentlich heißt. 

Unterwegs sehe ich aber noch ein Hinweisschild auf ein „Naturum Centrum“, wir biegen kurzentschlossen links ab und kommen an die Liminka Bucht. Das ist ein bedeutendes Feuchtgebiet in Finnland, die arktischen Zuvögel machen hier Rast.

Mehrere Beobachtungstürme stehen am Rande des Gebietes. Wir steuern einen in der Nähe des Naturzentrums an.

Ein toller Blick über die Bucht. Vögel sind zur Zeit nicht so viele zu sehen. Auch hier hebt sich das Land pro Jahr um 8 – 9mm. Es ist also abzusehen, wann diese Bucht verlandet ist. Ungefähr im Jahr 2500 wird es so weit sein. 

Dann kommen wir nach Oulu rein. Es ist komisch, es gibt Orte, da weiß man sofort, dass sie einem gefallen, das man sich hier wohl fühlt und es einem rundum gefällt. So geht es uns mit Oulu. Na ja, gut, die Sonne scheint, man müßte das dann nochmal im Winter bei Gruselwetter überprüfen.

Wir machen vom Campingplatz gleich noch eine Fahrradtour in die Stadt rein. Es geht auf breiten Radwegen über Brücken und kleine Inselchen direkt bis auf den belebten Marktplatz am Wasser.

Hier tobt das Leben. Tolle Wohnquartiere gibt es hier am Hafen, in exponentieller Lage.

Auch Oulu ist natürlich im 19. Jahrhundert abgebrannt. Heute präsentiert sich die Stadt insgesamt sehr aufgelockert, modern und grün. 

Wir fahren durch einige Straßen und die Fußgängerzone und zurück zum Marktplatz. Überlegen kurz, ob wir uns in den Lokalitäten ein teures Bier gönnen. Entscheiden uns dagegen und machen uns auf den Rückweg über die Brücken und Inseln. An eine Abzweigung hören wir Gesang, Livemusik. 

Wir biegen ab und landen bei einer urigen Kneipe, die das Biobier der Brauerei verkauft, die ihren Sitz auf der Insel Hailuoto hat, die vor Oulu liegt. Zum Glück stehen vor den Zapfhähnen die Bierflaschen mit verständlichen Bierartenbezeichnungen, Pilsener, Märzen, Alt usw., so das wir uns entscheiden können. Wir holen uns zwei große Bier. Auf der Terrasse des gegenüber liegenden Lokals singen zwei Mädels zur Gitarre. Das Gebäude gegenüber ist eine alte Wollspinnerei, wie wir mit Hilfe der Übersetzungsapp herausbekommen. Bestens. Zufällig auf Anhieb einen tollen Ort gefunden. Das ist unsere Stadt. 

Zurück am Campingplatz umrunden wir noch den Strand zur Landzunge mit einem Leuchtturm/ Aussichtspunkt. Der Wind ist stark und bläst die Wellen Richtung Strand. 

Auf dem Campinplatz sind wir von norwegischen Wohnmobilen umzingelt. Die Norweger machen Urlaub an der sonnigen finnischen Ostseeküste, der Weg obenrum ist ja auch nicht so weit.

Kalajoki – Oulu: 174 km

Finnland gesamt: 2859 km

gesamt: 4099 km 

Fahrradkilometer Kalajoki + Oulu: 19,7 km

Fahrradkilometer gesamt: 258,4 km

Tage unterwegs: 23

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Christel

    Alles schön und interessant. Die “schwimmenden” Häuser find ich super. Alles ist toll sogar die Wolken sind so schön wie in Lichtenberg.

  2. Brigitte Lorenz

    Liebe Sabine, wieder ein toller Bericht. Danke! Wie ihr das erlebt und was ihr so seht erinnert mich an unsere Reisen nach Frankreich. Als noch kein Corona war und wir ein bisschen gesünder haben wir immer eine so genannte slow Tour gemacht. D.h. ohne Autobahn bis in den Süden mit vielen Stationen unterwegs meistens ungeplant und mit überraschenden Sehenswürdigkeiten. Euch weiterhin gute Fahrt. Ich bleibe euch auf den Fersen. Liebe Grüße Brigitte
    PS: gerade habe ich Himbeeren und Kirschen gepflückt und jetzt Gott sei Dank ein herrlicher Landregen. Den brauchen wir dringend . Und natürlich Grüße an Martin

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